
Wirtschaftslage
Die Inflation kehrt zurück
Die russische Invasion in die Ukraine vom 24. Februar 2022 und dessen Folgen dominierten das Berichtsjahr 2022 in wirtschaftlicher und in preislicher Hinsicht. Die Wachstumsprognosen wurden nach unten korrigiert, die Preise im Hoch- sowie im Tiefbau erhielten durch die Unsicherheit sowie Lieferkettenprobleme überdurchschnittlichen Schub und die Nationalbank reagierte mit der Einleitung der Zinswende auf die allgemeine Teuerung. Nach dem Erholungsjahr 2021 haben sich die weiteren Aussichten damit eingetrübt.
Die Wachstumserwartungen für das Bruttoinlandprodukt (BIP) wurden nach einer kräftigen Erholung im Vorjahr von Quartal zu Quartal gesenkt und lagen bei Jahresende noch bei 2 Prozent. Noch stärker als die Gesamtwirtschaft reagierten die Prognosen für die Bauinvestitionen. Lagen diese im Dezember 2021 noch bei 1.3 Prozent, drehten die Erwartungen bereits im März 2022 ins Minus und landeten bei -0.5 Prozent. Gegen Ende des Berichtsjahres prognostizierte die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes eine Schrumpfung der Bauinvestitionen um ganze -4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was auch die Wachstumsdelle der heissen Covid-Phase in den Schatten stellt.
Wachstumsprognosen Bauinvestitionen und BIP 2022

Die Entwicklung ging einher mit einer starken allgemeinen Teuerung, wie sie die Schweiz seit den Krisenjahren in den 1990ern nicht mehr gesehen hatte. Nachdem auch der Baupreisindex des Bundesamtes für Statistik (BFS) über Jahre stabil geblieben war, zogen die durchschnittlichen Baupreise bereits im Jahr 2021 an, um sich im Berichtsjahr noch weiter zu verschärfen. Lag der Baupreisindex im Baugewerbe im Oktober 2021 noch 4.1 Prozent über dem Basiswert vom Oktober 2020, waren es zwei Jahre später bereits 12.7 Prozent. Lieferengpässe bei Baumaterialien waren bereits vor dem Ukraine-Krieg relevant und preistreibend, wurden aber durch die geopolitische Situation noch weiter verschärft. Die Entwicklung im Berichtsjahr verlief für Hoch- und Tiefbau parallel, wenn auch mit einem gewissen Unterschied im Niveau.
Entwicklung des Baupreisindexes in der Schweiz (2022)

Im quartalsweise erscheinenden Hoch- und Tiefbauindex des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV) und der Credit Suisse (CS) dominierte der Preiseffekt gegenüber dem Mengeneffekt sichtbar. Etwas gegenläufig zu den im Berichtsjahr laufend nach unten korrigierten Wachstumsprognosen der Bauinvestitionen zeigte insbesondere der Tiefbauindex von SBV/CS einen ungebremsten Anstieg auf über 200 Punkte, was einem neuen Höchststand entspricht. Dies bedeutet jedoch, dass sich die effektive Bauproduktion schwächer entwickelte, als dies die Bauindizes suggerierten, da letztere erheblich von steigenden Baumaterialkosten getrieben worden sind.
Hoch- und Tiefbauindex 2022

Einen zusätzlich verlangsamenden Effekt dürfte die im Berichtsjahr erfolgte Zinswende der Schweizer Nationalbank zeigen, die erstmals nach langen Jahren die Leitzinsen aus dem negativen Bereich geholt hatte. Dies verteuert Investitionen im Allgemeinen und im Besonderen die Bauinvestitionen sowie Hypothekarkredite. Die weitere Entwicklung ist daher mit einiger Unsicherheit behaftet.