Wirtschaftslage

Wirtschaft normalisierte sich, Aussichten hellten sich auf

Nachdem in den Vorjahren die Nebenwirkungen von Corona und danach die Unsicherheit zur Versorgungslage aufgrund des Ukraine-Krieges die wirtschaftliche und preisliche Situation geprägt hatten, schien im Berichtsjahr ein Hauch Normalität einzukehren. Die Wachstumserwartungen stabilisierten sich, wenn auch auf tiefem Niveau. Die Teuerung ging vorläufig zurück, die Preisschocks aus den Vorjahren scheinen absorbiert. Der umsatzgetriebene Bauindex des SBV zeigte für das Jahr 2023 nach oben, zumindest für den Tiefbau. Damit sind die weiteren Aussichten besser als noch vor einem Jahr.

Die Wachstumserwartungen für das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Jahr 2023 fielen bezüglich ihres Trends positiver aus als die jeweiligen Erwartungen im Jahr 2022. Zwar lagen die quartalsweise publizierten Schätzungen im Jahr 2023 fast unverändert bei jeweils tiefen 1.1 bis 1.3 Prozent und damit unter den Vorjahreswerten. Jedoch stellt dies eine Stabilisierung dar, nachdem die Erwartungen seit 2021 Quartal für Quartal gesenkt wurden. Die Wachstumsprognosen der Bauinvestitionen folgten einer ähnlichen Logik – die negativer werdenden Erwartungen haben sich nicht weiter verschlechtert oder sogar zwischenzeitlich erholt, und landeten für das letzte Quartal 2023 bei -2 Prozent.

Wachstumsprognosen Bauinvestitionen und BIP 2020–2023

Quelle: Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes. 

Die allgemeine Inflation, die im Jahr 2022 nach einem langen Jahrzehnt mit kaum nennenswerter Teuerung zurückkehrte, und die bereits da überdurchschnittlichen Preissteigerungen im Bausektor haben sich im Berichtsjahr fortgeführt, jedoch mit abgeschwächter Dynamik. Der Baupreisindex des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigt für die beiden Erhebungen im April und Oktober 2023 Werte von 113.9 und 114.5 auf, die zwar klar über den Vorjahreswerten von 109.2 und 112.7 liegen. Allerdings zeigt die Kurve weniger steil nach oben, die Teuerungsrate im Mehrjahresvergleich (seit Ende 2020) flacht ab. Damit sind frühere Befürchtungen bisher nicht eingetreten, dass die Preisschocks durch Corona und Ukraine-Krieg zu einer immer schneller drehenden Preisspirale führen könnten. Faktoren wie der sich aufwertende Franken haben sich bremsend auf die importierte Inflation ausgewirkt. Die Entwicklung im Berichtsjahr verlief für Hoch- und Tiefbau ähnlich, mit einer leichten Angleichung der jeweiligen Preisniveaus.

Entwicklung des Baupreisindexes in der Schweiz (2018–2023)

Quelle: BFS 2023 

Bei dem Hoch- und Tiefbauindex des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV) wurde im Berichtsjahr die Methode angepasst und das Q1 2023 als neues Basisquartal definiert (Indexwert = 100), und der Index wird neu nicht mehr in Kooperation mit der Credit Suisse publiziert. Die geschätzten Umsatzvolumen zeigen im Berichtsjahr positive Tendenzen für den Tiefbau und eine bei hohem Niveau stagnierende Entwicklung für den Hochbau auf. Dies kann damit zusammenhängen, dass öffentlich finanzierter, infrastrukturlastiger Tiefbau weniger zinselastisch ist als privat finanzierter Hochbau. Ein solcher Zinseffekt ist nach der Zinswende im Jahr 2022 erwartet worden. Jedoch sind im Wohnbau die langfristigen Aussichten aufgrund tiefer Leerstände und hoher Nachfrage intakt und auch die Projektpipeline von staatlichen Auftraggebern für Infrastruktur ist nach wie vor gut gefüllt, wie eigene Erhebungen von suisse.ing zeigen.

Hoch- und Tiefbauindex 2019–2023

Quelle: SBV 2023